BEAT!
Es gibt diese Momente, in denen ich an all dem hier zweifle. Ach, was sage ich? Es gibt Stunden oder sogar mehrere Tage hintereinander, an denen ich immer mal wieder an der beziehungsvollen Begleitung auf Augenhöhe zweifle. Dann bin ich ausgelaugt und müde.
Müde von der Lautstärke, von dem Gezanke und Gekreische.
Dann fühle ich mich einfach ausgesaugt vom vielen Trösten, welches kein Ende zu finden scheint.
Dann würde ich am liebsten zurück schreien, wütend davon stampfen, mich im Keller einschließen.
Denn dann spüre ich diese großen Erwartungen aus der Gesellschaft, der Schule, dem Kindergarten oder sogar die vorwurfsvollen Blicke aus dem Supermarkt: „Was würden die berühmten Kritiker jetzt wohl sagen, wo mir mein Kind gerade sprichwörtlich auf der Nase herum tanzt?“ Könnten die vielleicht recht haben? Meine Kinder sind ja wirklich recht frech und ziemlich laut und oft so sehr fordernd.
Doch dann fühle ich sie plötzlich wieder: Die Verbindung unserer Herzschläge.
Ich spüre den Beat unseres emotionalen Bandes, unserer imaginären, auspulsierenden Nabelschnur. Ja! Genau daran denke ich in schwierigen Momenten zurück: Wo wurden wir zwei Seelen, mein Kind und ich, eigentlich ursprünglich zusammen geführt? Es hilft mir, mich zurück zu erinnern, wie klein und schutzlos und niedlich mein Kind als Neugeborenes war! Und auch, dass diese Momente, die uns voller Liebe zusammengebracht haben, nicht mal mehr als ein paar Jahre her sind. Dass mein Kind nach wie vor von mir, meinen Ressourcen und der Atmosphäre, die daraus entsteht, abhängig ist! Ich möchte meinen Kindern ein authentischer Beziehungspartner sein, ja. Deshalb ist es mir wichtig, sie so zu begleiten, dass sie aus ihren und auch meinen Emotionen, Stärken und Schwächen, großen und kleinen Macken fürs Leben lernen können!
Da tanzen wir dann am besten einfach gemeinsam zu unserem Herzensyrhythmus.
Zweifelst du manchmal an der „BO-Erziehung“?
Innerhalb einer Beziehung nehmen wir automatisch Bezug auf den anderen Beziehungspartner. Wir beziehen unser Gegenüber und dessen Handeln, Denken und Fühlen mit ein.
Über das Handeln des Kindes will uns das Kind auf deine innersten Gefühle und Gedanken hinweisen. Das Verhalten, das unser Kind zeigt, will uns also direkt etwas sagen.
Sobald wir hier aber lautstark und konsequent eine Grenze demonstrieren, gehen wir automatisch aus der Beziehung heraus, weil wir das Denken und Fühlen unserer Kinder blockieren! Durch unsere demonstrative Gestik und Mimik fällt unser Kind eine Art „Schockstarre“ - es verdrängt von jetzt auf gleich seine Emotionen!
3 TIPPS für eine beziehungsvolle Begleitung, wenn Dein Kind Grenzen überschreitet:
1️. Ein, zwei Schritte zurück gehen - innerlich, also mental und auch äußerlich, also tatsächlich körperlich! Selbst in seine Mitte finden, Augen schließen, hin spüren, Atmen!
2️. Augen wieder öffnen mit einem liebevollen Blick und annehmender Mimik!
3️. Zeige dich selbst demütig, verletzlich, gleichwertig. Sprich deine eigenen innersten Bedenken, Sorgen oder Ängste aus!
EXTRA TIPP:
Bei Gefahr in Verzug oder Eigen- oder Fremdgefährdung kontrollierst und regulierst du die Situation mittels liebevoller, aber selbstsicherer Berührungen - sanft aber bestimmt festhalten, körperliche Angriffe sanft, aber bestimmt abwehren und…
...ganz wichtig(!) - in andere Bahnen lenken und nicht einfach unterbinden - sonst staust du die Aggression Deines Kindes!