Entspannung
erreichen über die Oberflächensensibilität und die
Tiefensensibilität – Berührung schafft Beziehung zu sich und
seiner Umwelt
Gut zu wissen:
Die taktile Wahrnehmung ist das Wahrnehmen von Berührungsreizen über die in der Haut liegenden Rezeptoren. Auch bekannt als Oberflächensensibilität ist sie das wichtigste Wahrnehmungsinstrument des Menschen. Sie dient zB. zur Wahrnehmung von Druck, Berührung und Vibration. Die Rezeptoren leiten also alle Informationen ans Gehirn weiter und somit gilt: je mehr Anreize über die Haut gegeben werden, je mehr Reize gesetzt werden, desto mehr wird das Gehirn stimuliert und seine Verarbeitung optimiert.
Die Tiefensensibilität hingegen sendet Informationen aus den tiefer gelegen Regionen des Körpers ans Gehirn weiter, wie die Reize aus Muskeln, Sehnen und Gelenken.
Im Rahmen meiner Fortbildung zur Kursleitung für Biodynamische Babymassage habe ich gelernt und selbst am Körper erfahren, dass man Menschen über unterschiedliche Druckintensität auf verschiedenen Körperebenen erreichen kann: oberflächlich, muskulär und auf der Knochenebene. Streicheln, Streichen unter leichter Druckausübung und Streichen mit starkem Druck.
Bilaterale Stimulationen (wir nennen es Abklopfen). Hier werden externe und rhythmische Stimuli gesetzt. Das geht visuell, akustisch oder – wie wir es hier machen – taktil. Also durch Berührung. Dabei ist es wichtig, beide Körperhälften im Wechsel zu stimulieren. Bei mir ist es tatsächlich bereits in Fleisch und Blut übergegangen, weinende oder wütende Kinder durch wechselseitige Berührung nebst Zuwendung und Trost zu beruhigen. Ich klopfe dabei sanft abwechselnd auf die kindlichen Schulterblätter, während ich das Kind zum Trost ohnehin umarme. Oder ich massiere mit sanftem Druck die Arme von oben nach unten, während das Kind vor mir steht und ich ihm wohwollend und tief in die Augen blicke. Mein großer Sohn kann das sogar bereits alleine, indem er die Arme auf der Brust kreuzt und abwechselnd klopft.
Reize setzen über die Kopfhaut. Viele Menschen mögen es, im Haar „gekrault“ zu werden. Vor ein paar Jahren las ich mal in einem Artikel, dass Kinder „klüger“ werden würden, wenn man ihnen regelmäßig die Kopfhaut mit einer Bürste „massiere“, da über die Kopfhaut viele Reize ans Gehirn gesendet werden, welches sich daraufhin besser vernetzen kann. Alle meine Kinder haben tatsächlich eine bestimmte Stelle im Kopfbereich, an der sie gerne stimuliert werden: Meine Tochter auf Höhe der großen Fontanelle, mein mittlerer Sohn am Hinterkopf und mein mittlerer Sohn eher im Nacken. Probierts mal aus.
Barfuß laufen - die natürlichste Möglichkeit überhaupt, Reize zu setzen, um das Gehirn daran zu erinnern, alle Eindrücke gesund und aktiv zu verarbeiten: Das Barfußsein. (Barfuß)Übung macht also den (Barfuß)Meister und lässt das Gehirn ganz nebenbei reifen. Und solltest Du Dich einfach nie bereit fühlen; wenn es Dir oder Deinem Kind ganz einfach unaushaltbar unangenehm ist, dann bitte dräng Dich oder Dein Kind nicht dazu, sondern gib‘ Euch Zeit!
Flieg, Decke, Flieg! Jeden Morgen und jeden Abend liegen meine Kinder im (Familien)Bett und ich lasse deren Decke über sie schweben. Ich schüttele sie quasi über ihnen aus – mal langsam und sanft, mal schnell und mit etwas mehr „Hauruck“.
Kirschkernkissen / Therapiedecke. Den kleinen Körper zu „beschweren“, das mögen viele Kinder. Es erdet sie und die Kinder spüren sich mal so richtig intensiv: „Wo fange ich an, wo höre ich auf? Ich spüre den festen Untergrund unter mir und ein bedeutendes Gewicht auf mir drauf.“
Pizza-Massage. Oder Kuchenbäckerei. Was immer euch beliebt. Dein Kind liegt mit freiem Oberköper oder gar ganz nackig auf dem Boden, während du seitlich daneben kniest oder dich anderweitig bequem hinsetzt. Nun fängst du an den Teig (den Rücken) zu kneten, ihn auszurollen und nach und nach zu belegen. Denkt euch einfach gemeinsam eine unterhaltsame und dann immer ruhiger werdende Backsession aus.
Arme und Beine, oder nur Hände und Füße, bewusst ausstreichen. Du solltest Dich dabei selbst gut erden und ein inneres Mantra entwickeln: „Ich nehme dir die Anspannung, du bist bei mir in guten Händen“. Am liebsten mit etwas Massageöl, etwas, was Dein Kind gut riechen kann.
Hand auf Hand auf Hand. Diesen Händestapel kennst du sicher noch aus deiner eigenen Kindheit? Der eine legt seine erste Hand auf den Untergrund, der nächste legt seine oben auf usw. Liegen alle Hände fest auf, so erhöht ihr den Druck auf den Stapel und die unterste Hand versucht, sich eigens heraus zu ziehen, um dann ganz oben auf dem Stapel zu landen.
Armdrücken. Auch das wird dir sicher noch ein Begriff sein? Ein perfektes Spielchen für den Wechsel aus Anspannung und Entspannung in Kombination mit Kraftentladung.
Torte mit Sahne und Kirsche (Menschenstapel). Meine Kinder lieben es, am Wochenende mit Papa und Mama im Bett zu toben und eine schicke Torte zu bauen. Aus uns allen. Papa liegt natürlich ganz unten.
Kneten und Matschen. Auf meiner Instagram-Seite @beziehungsvollbetreut findest du viele DIYs zum Thema „wahrnehmungsfördernde Spiele“, wie zB. Selbstgemachte Knete, Zaubersand oder den Sensorik-Glibber.
Entspannung erreichen über die Sensorisch-kognitive Stimulation – visuelle, akustische und gustatorische Reize setzen - Signale der Verbundenheit senden
Insoweit es im familiären Alltag möglich ist, versuche Dein Kind auch von deinen Ideen zu begeistern. Findest du das passende Zeitfenster für deine geplante und ruhige Aktivität, so wird es Dein ausgesprochen begeisterungsfähiges Kind gerne annehmen – da bin ich mir sicher.
Ihr könntet gemeinsam eine Höhle bauen und euch nach dieser aktiven Arbeit gemeinsam einkuscheln, am liebsten mit einem warmen Licht oder einer Lichterkette im Dunkeln oder dem besinnlichen Flackern einer LED-Kerze.
Kuschelt euch unter einer Kissenburg aufs Sofa und lest gemeinsam das Wunschbuch Deines Kindes.
Baut eine Landschaft aus allen Decken und Kissen des Hauses auf dem Boden und hört euch gemeinsam ein Hörspiel an. Auch gut sind Traumreisen extra für Kinder oder ganz einfach meditative Klänge / Musik zur Mediation oder zum Yoga. Manche Kinder mögen auch „streich(er)zarte“ klassische Musik.
Bereite das absolute Lieblingsessen Deines Kindes zu und geniesst es gemeinsam in Ruhe an einem besonderen Ort, zB. Als Picknick im Kinderzimmer.
Schaut euch Fotos / Fotoalben an, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. Am schönsten ist das, wenn diese Alben einen besonderen Platz im Hause haben, an dem das Kind nicht täglich vorbei läuft. Dieser visuelle Reiz birgt somit einen besonderen Schatz der Reflektion.
Am effektivsten wäre es, wenn ihr eine schöne Methode für euch findet, die zu einem täglichen Ritual wird. Fehlt bei uns ein entsprechendes Ritual, so kann ich davon ausgehen, dass mein Sohn am Nachmittag oder am Abend weint, um sich zu „entladen“. Solche Tage kommen selbstverständlich auch vor, so ist das Leben einfach. Dennoch ist mir immer daran gelegen, ihn „unterwegs“ zu entladen.
Hast du auch ein sehr agiles, impulsives oder angespanntes Kind daheim oder in der Betreuung? Was hift Euch?