„ WELPENSCHUTZ“ ist für alle da!
Nicht nur während der Eingewöhnung haben Kinder im frühkindichen Alter es verdient, wie ein niedlicher junger Hund in den Schutz genommen zu werden. Hier und da ein Extra-Würstchen hingegen halte ich während der Willkommenszeit für unerlässlich, um Vertrauen herzustellen (wie in dem unteren Beispiel von der lieben Mama Mareike beschrieben). Die Kinder befinden sich in einer so extrem wandelbaren Phase ihres Lebens. Ihr Gehirn durchläuft immens viele Entwicklungsstadien. Dann kommt es in diese ganz neue und unbekannte Situation einer Fremdbetreuung. Dort wird es der Betreuungsperson unfassbar dankbar sein, wenn es kooperativ empfangen und bildlich gesprochen erstmal in Watte gepackt wird, um alle Eindrücke und Reize in Ruhe verarbeiten zu können. Verbote und das Pochen auf die Einhaltung von Regeln sind hier massiv fehl am Platz.
Aber auch nach der Eingewöhnung bin ich dafür, dass der Welpenschutz für alle da sein sollte. Denn das ist es, was es ausmacht, mit Kindern auf Augenhöhe sein zu können – auch mal Fünfe gerade sein lassen zu können. Hier ein paar Beispiele aus meinem Alltag:
Beispiele |
Verhalten |
Kind mag Verlässlichkeiten (weint beim Raumwechsel oder Anziehen) |
Übergänge vermeiden, entschleunigen, langsamer und ruhiger angehen lassen, Zeitdruck raus nehmen |
Kind mag zugewandtes Spiel (weint bei Gruppenaktivitäten) |
Projekte, Aktivitäten, Singkreise usw. müssen warten, Alltag verlangsamen |
Kind isst nicht am Tisch (ist quengeig, weint oder fühlt sich einfach sichtlich unwohl) |
Flexibel snacken lassen |
INSGESAMT:
Zuverlässigkeit und Kontinuität bei liebevoller Pflege
Regelmäßige Dialoge auf Augenhöhe
Entschleunigter Alltag mit kindlicher Selbstbestimmung im Alltag
VON MAREIKE – " Wir hatten eine traumhafte Eingewöhnung..."
...aber
auch großes Glück mit unserer Kita.
Wir hatten unsere Tochter in
5 Kitas angemeldet, da ich wieder arbeiten musste.
Uns gefiel
jedoch nicht jede Einrichtung und so hatten Sorge, keinen
vernünftigen Platz zu bekommen.
Doch wir hatten Glück und
bekamen einen Platz in unserer Traum-Kita.
Von Nadine: Die elterliche Haltung gegenüber der Betreuungseinrichung spielt eine wichtige Rolle. Wenn man – wie hier in dem Besipiel – Glück hat, einen Betreuungsplatz in seiner favorisierten Einrichtung für sein Kind zu bekommen, so fällt es einem als Mutter oder Vater selbstverständlich viel leichter, hinter der Entscheidung zu stehen und darin zu vertrauen, dass man sein Kind dort in gute Hände gibt.
Unsere
Tochter (geb. April 2017) geht seit August 2018 in einen
Inklusionskindergarten mit extra Krippen-Gruppe. 10 Kinder, 3
Erzieherinnen und 1 Praktikantin.
Vor der Eingewöhnung gab es ein
längeres Gespräch mit uns, die Bezugserzieherin lernte unsere
Tochter persönlich kennen und stellte uns sehr viele Fragen
(Gewohnheiten, Lieblingsbeschäftigungen etc).
Kennenlerntermine,
Schnupperzeiten, Aufnahmegespräche... all das sind fundemantale
Instrumente zur Anbahnung eines Vertrauensaufbaus zwischen den
Betreuungspersonen und Familie. An diesen Terminen sind meist sowohl
Kinder als auch Eltern (noch) entspannt, um alle Eindrücke sanft
wahrnehmen und ihre Fragen und Ängste ohne Druck äußern zu können.
Das gibt in zweiter Linie auch dem Kind die Möglichkeit, die neue
Umgebung stressfrei zu erkunden, wenn die Mama noch ganz ohne
Erwartungshaltung in die ersten Termine geht.
Die
erste Woche begann. Ich saß erstmal nur im Gruppenraum auf einem
Stuhl und beobachtete für die nächsten anderthalb Stunden meine
Tochter. Ihre Bezugserzieherin spielte mit ihr und versuchte ein
Verhältnis zu ihr aufzubauen.
Am zweiten Tag wollte meine
Tochter plötzlich raus in den Sandkasten. Ich blieb drinnen sitzen
und sie ging mit der Erzieherin raus. Dort spielte sie eine Stunde
lang ganz mit ihr alleine.
Bei
dieser ausgesprochen flexiblen und kindorientierten Handlung geht mir
förmiich das Herz auf. Hier wurde unfassbar einfühlsam
berücksichtigt, dass das Kind einen Wunsch äußert, dass sie
insbesondere während der Eingewöhnung (wenn personell machbar)
unbedingt "Extra-Würste" bekommen sollte, denn dieser
Moment konnte ganz intensiv als Bindungsaufbau zwischen Betreuerin
und Kind genutzt werden.
Am nächsten Tag
wollte sie direkt wieder raus als wir ankamen und wollte sogar aufs
große Gelände, wo die anderen (überdreijährigen) Kinder spielten.
Ich blieb auf meinem Stuhl und beobachtete sie, sodass sie mich sehen
konnte. Wenn sie wollte, hätte sie so auch zu mir kommen können.
Täglich kamen immer Kleinigkeiten dazu: die Erzieherin durfte
sie alleine wickeln, wir frühstückten zusammen.
Nach 2 Wochen
verließ ich für 10 Minuten den Gruppenraum. Das steigerten wir
unter der Bedingung, dass falls meine Tochter weinen und sich nicht
beruhigen lassen sollte, ich gerufen werde. Aber es klappte alles
wunderbar – ich wurde nicht gerufen.
Durch
die sehr früh vom Kind selbst gewählten Trennungssituationen konnte
die Erzieherin sehr früh und intensiv eine Vertrauensbasis zum Kind
aufbauen. Diese Flexibilität auf Augenhöhe mit dem Kind leg sehr
oft den Grundstein für eine in Folge gut gelingende
Trennungssituation.
Irgendwann
steigerten wir es dann und ich brachte sie nur morgens und ging dann
raus in den Flur.
Und irgendwann, als das alles super klappte,
fuhr ich für 2 Stunden nach Hause, sollte aber angerufen werden,
wenn was ist.
Man rief mich auch mal an, um mir zu sagen, wie gut
es läuft und dass ich einen entspannten Vormittag haben soll.
Vor
dem Mittag holte ich sie aber wieder ab.
Das steigerten wir aber
auch, so dass sie da mit gegessen hat danach aber sofort von mir
abgeholt wurde, da danach Schlafenszeit war.
Trotz
der frühen, gelungenen Trennungsversuche wurde hier immer wieder
hingeschaut, reflektiert und ggf. langsamer angegangen oder stetig
gesteigert unter Einbauung von Sicherheitsnetzen in Form von engen
Absprachen, denn die Erzieher halten hier einen sehr guten und
innigen Kontakt zur Mutter.
Als auch das
klappte versuchten wir uns am Mittagsschlaf. Mir war bewusst, dass es
schwierig wird. Wir haben ein Familienbett und unsere Tochter hat
noch nie alleine woanders geschlafen.
So war es dann auch. Sie
weigerte sich im Schlafraum zu schlafen. Also suchten wir
Alternativen, sodass sie am Ende in der Kuschelecke im Gruppenraum
schlief. Irgendwann weigerte sie sich aber ganz zu schlafen und das
war für alle in Ordnung so.
Schlaf
ist sowohl für Eltern auch als für Kinder ein sensibles Thema.
Kinder verarbeiten im Schlaf viele Eindrücke des Tages und brauchen
oft noch eine enge Begleitung einer sicheren Bindungsperson oder aber
auch besondere Rituale, um los lassen zu können, sich aufs Ruhen
einzulassen und am Ende in den wohlverdienten Schlaf zu finden. Hier
wurde ganz wundervoll und ohne jeden Druck mit der Siuation
umgegangen.
Das morgendliche Bringen wurde
plötzlich schwierig. Sie weinte immer beim Abgeben. Aber die
Erzieherinnen haben sie aufgefangen und ich wartete immer draußen,
bis eine Erzieherin raus kam und das "Okay" gab, dafür
dass sie sich beruhigt hatte.
Seit dem 2.1.2019 schläft sie sogar
wieder in der Kita und am 4.1. hat sie sogar das erste Mal freiwillig
im Schlafraum geschlafen, erzählte man mir.
Die Gründe für einen sogenannten "Rückfall" können vielschichtig sein. Aufgrund der rein subjektiven Schilderung der Mama und dessen rein neutrale Betrachtung ohne weiteres Hintergrundwissen liegt die Vermutung nahe, dass es dem Mädchen nach der sehr schnell gut gelingenden Phase der frühen Trennungen doch etwas zu schnell ging und sie dadurch den Stressabbau sozusagen nachholt. Das ist hier aber rein spekulativ, da ich die Gesamtsituation nicht kenne.
Fazit
von Mama Mareike:
Wir lieben unsere Kita! Jedes
Kind wird individuell behandelt und begleitet. Ich hatte
Schwierigkeiten, unser Kind so früh abzugeben. Es ging aber
beruflich nicht anders und so bin ich froh, dass ich das Ganze nun
ohne Sorgen sehen und mitgehen kann.
Liebe Mareike!
Ganz herzlichen Danke für deinen eindrücklichen Bericht und der so wertschätzenden Haltung der Einrichtung gegenüber. Ich gönne euch von ganzem Herzen, dass ihr euch als Familie in der Kita – berechtigterweise – so wohl fühlen könnt.
Alles Liebe
Deine Nadine