Das Vermächtnis...
... Deiner Worte
... Deiner Taten
... Deines Verhaltens
... Das Vermächtnis dessen, wie das Kind Dich sieht, hört und erlebt- tagtäglich.
Ob Du als Mama, Verwandte, Betreuungsperson oder in anderer Position Kindern gegenüber stehst.
Dass ein Kind alles, aber wirklich alles und noch mehr von Anfang an mitbekommt - darüber sind wir uns sicher einig: Bereits als kompetenter Säugling spürt das Baby deine Aura, sieht deine Mimik und Gestik, hört Deine Lautstärke, nimmt Deine Stimmlage wahr. Im Laufe des Kleinkindalters lernt es, gezielt zu beobachten, Emotionen zuzuordnen und Handlungen zu bewerten.
Deine Taten und Worte in Gegenwart eines Kindes hallen lange nach - hinterlassen tiefe Fußspuren, in die Kinder nur allzu gerne hinterher hinein treten. Doch diese Fußsstapfen sind viel zu groß für das Kind. Die Verantwortung seines Handelns, welches zumeist nur nachgeahmt ist, ist zu groß. Hier heisst es: Genau hinsehen, verknüpfen und besprechen – auf Augenhöhe.
Dass Kinder Verhalten spiegeln, hast du sicher auch schon oft gelesen, gehört oder selbst erlebt.
Was ist "Spiegeln"?
Was bedeutet das „Spiegeln“ nun aber erstmal ganz praktisch gesehen? Dein Kind erlebt Dich. Im Alltag. Es sieht zum Beispiel, wie Du Dich ärgerst, wenn Dir Dein Wasserglas herunter fällt und in tausend Scherben zerspringt. Du wirst vielleicht laut und fluchst vielleicht auch. „Scheiße!“ Dann wird das Kind sehr wahrscheinlich zusätzlich einbezogen: „Pass auf! Nicht bewegen. Bleib genau da stehen, wo du bist!“, sagst du energisch, bestimmt und mit erhobener Stimme zum Kind. Dann versuchst du akribisch, aber so schnell wie möglich, die Scherben zu beseitigen - während das Kind dort steht und Dein angestrengtes Treiben beobachtet.
Deine Emotionen, die Worte und Deine Körperhaltung wird das Kind mit großer Wahrscheinlichkeit in nächster Zukunft spiegeln.
Um es für sich zu verarbeiten. Es wird auch mal Scheiße sagen, oder sich lautstark schimpfend ärgern, wenn ihm etwas runter fällt oder es wird von seinem Spielkameraden verlangen, dass es im Spiel an seinem Platz stehen bleibt und sich nicht bewegt.
Und all das ist gut und richtig so, solange man Du als Erwachener verstanden hast, woraus diese Situationen gerade entstanden sind - ohne das Kind zu verurteilen. Für das Fluchen, die antisoziale Haltung seinen Spielkameraden gegenüber oder wegen seiner Lautstärke.
Denn eine Konsequenz für dieses – besonders im sozialen Kontext – etwas "laute und freche" Verhalten wäre pure Doppelmoral. Du als Erwachsener dürftest Dir Fehltritte leisten - und das Kind nicht. Obwohl es sogar nur Dein Verhalten nachgemacht, für sich verarbeitet und angewendet - also gespiegelt hat!
Was mache ich denn dann, wenn das Kind ungewünschtes Verhalten spiegelt?
Nun bist Du an der Reihe! Zeit,
hinzuschauen und das spiegelnde Verhalten Deines Kindes zu erkennen.
Es in solchen Situationen, wo du Dein eigenes, ungünstiges Verhalten
in dem Verhalten des Kindes wieder erkennst, zum Thema zu machen.
Es zur (Aus)Sprache zu bringen -
es (be)greifbar für Dein Kind und Dich zu machen:
„Erinnerst Du Dich noch, damals,
als mir mein Glas runter fiel?“
„Es tut mir leid, wenn ich
Dich da so habe stehen lassen. Ich wollte sicher gehen, dass Du dich
nicht an den Scherben verletzt und diese schnell beseitigen!“
„Ich
habe damals gesehen, dass Du mich beobachtet hast. Ich war ziemlich
laut, weil ich mich so geärgert habe. Du bist nicht schuld!"
Optimal wäre es natürlich, wenn
Du das prompt nach der besagten Situation mit dem Kind reflektieren
würdest. Insbesondere Kinder unter Drei können sich nicht mittels
reiner Worte an recht emotionale Situationen erinnern.
Sozial-Emotionale Entwicklung
Bis zum zweiten Lebensjahr fühlen
sich Kinder ihrer engsten Bezugsperson „zugehörig“.
In einer Art emotionalen und physischen Symbiose mit der nchsten Bindungsperson verbringt das Kind seine ersten 18-24 Lebensmonate - bis es sein eigenes Ich entdeckt.
Das ICH-Bewusstein bildet sich in dem Alter stark aus. In einem vorigen Artikel schrieb ich bereits über den Nasenpunkt-Test: wenn sich das Kind in dem Alter vor einem Spiegel aufhält, kannst Du ihm einen Tupfer (Creme oder Farbe) auf die Nase malen. Berührt es "die Nase im Spiegel", so hat es diesen Entwicklungssprung noch nicht ganz vollzogen, denn dann denkt es, dass ihm aus dem Spiegel ein Spielkamerad zulächelt. Fasst es beim Blick in den Spiegel aber sich selbst an die bemalte Nase, so weiß es genau: das da im Spiegel, das bin ICH!
Bis zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung der eigenen Selbstwahrnehmung ist es für Dein Kind überlebensnotwendig, dass DU es SPIEGELST.
Denn es ist abhängig von Deiner
körperlichen und gefühlsmäßigen Anwesenheit - abhängig von
Grundversorgung und Ansprache.
Begegne dem Kind deshalb aufmerksam
- mit haltendem Augenkontakt, aufrichtig.
Siegle die Mimik des
Kindes - lächle zum Beispiel fröhlich mit und benenne das, was Dir
auffällt. Zum Beispiel: "Ich kann richtig sehen, wie Du Dich
freust!".
Auch ganz frische Säuglinge
profitieren schon von spiegelndem Verhalten!
Die sogenannten Spiegelneuronen lassen die Babies schon mit ein paar Wochen die Zunge herausstrecken, wenn die Mama es ihm vormacht. Evolutionär ist dadurch eine erste Kontaktaufnahme zu den engsten Bezugspersonen gesichert worden, welche einen versorgen, hegen und pflegen sollen, solange man es selbst noch nicht kann.
Hinterlasse mir sehr gerne einen Kommentar direkt hier oder unter dem Ankünigungspost auf instagram @beziehungsvollbetreut ! Ich freue mich über Feedback, Kritik und den daraus resultierenden Meinungsaustausch.
Auf
Instagram gibt es im nächsten "Aktionstablett"-Post eine
Spielidee zum Thema "Emotionen und Spiegeln".