>Bedürfnisorientiertes< Essen heißt hier nicht „nur“, das Grundbedürfnis Hunger und Durst zu stillen. Sondern auch Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Kommunikation und Nähe wahrzunehmen und zu befriedigen.
Als (Tages)Mama nicht so einfach mit 3 bis 8 Kindern am Tisch.
Deshalb hier meine kleinen, aber feinen Kniffs für ein entspanntes Miteinander am Familientisch:
Zubereitung:
Vieles bereite oder koche ich vor. Gemüse wird abends geschält und geschnitten, um es dann mittags am nächsten Tag frisch zu kochen. Saucen und Suppen koche ich abends vor, Aufläufe und Suppen werden am Wochenende vorgekocht und eingefroren. Vorgekochte Mahlzeiten erwärme ich auf dem Herd im Topf oder in einer Auflaufform im Backofen. Eine Mikrowelle bentigst du also grundsätzlich nicht.
Zwischenmahlzeiten bereite ich gemeinsam mit den Kindern am Kindertisch vor, ebenso werden regelmäßig Mahlzeiten gekocht, bei denen die Kinder an der Zubereitung teilhaben können: Pizza, Süßspeisen im Topf oder das Anrühren von Teigen aller Art sind dafür sehr gut geeignet!
Am Wochenende schreibe ich einen
Speiseplan und gehe auch nur das Benötigte einkaufen. Das macht
meinen Kopf ungemein frei. Der Tisch ist abends bereits fürs
Frühstück gedeckt. Fürs Mittag habe ich alles auf einem Tablett
auf der Küchenablage vorbereitet. Am WE deckt mein großer Sohn den
Tisch, manchmal gemeinsam mit seinen kleineren Geschwistern. Für
unglückliche Zwischenfälle während des Essens liegen immer
ausreichend feuchte (Baumwoll)Waschlappen am Tisch parat, in den
Kännchen befinden sich schon Wasser und Milch, das Essen steht in
Schüsseln angerichtet auf dem Tisch, bevor ich die Kinder an den
Tisch rufe.
Wir haben immer eine Kerze und eine jahreszeitlich passende Pflanze auf dem Tisch. Das vermittelt Verlässlichkeit, Geborgenheit und ein Gefühl für schöne Dinge im Leben. Außerdem bringt das besinnliche Flackern der Flamme irgendwie Ruhe rein.
Dann ist es eine Abmachung, dass wir am Tisch gemeinsam zur Ruhe kommen. Das wird von mir kommuniziert, vorgelebt und ist auch Teil unseres Tischliedes.
(...“legen unsere Hände zu einer Brille und sind am Tisch ein bisschen stille.“)
Dafür ist es unerlässlich, dass ich als Erwachsene selbst tief ein und ausatme, kurz achtsam die Augen schließe und damit eine beruhigende Aura entwickle. Sollten die Kinder es nicht schaffen, zur Ruhe zu kommen, begegne ich dem mit Bewegung (noch vor dem Essen).
Das Bedürfnis nach Bewegung wird also akut gestillt, indem wir alle nochmal zu 1-2 Bewegungsliedern toben und springen. Die zweite Variante ist, während des Essens beruhigende Klänge (ähnlich einer Traumreise) oder ein von den Kindern gewünschtes Hörspiel zu hören. Letzteres ist aber eher die Ausnahme, weil es mir wichtiger ist, dass wir am Tisch Gespräche führen.
Durch die Organisation im Vorwege und die Vorbereitung auf Eventualitäten habe ich die Möglichkeit, sowohl auf logische Bedürfnisse während des Essens - wie Durst, Hunger, Selbstbestimmung, Anerkennung, aber auch auf ungeplante Bedürfnisse wie Ausscheidung, Trost oder Bewegung gelassen einzugehen. Kommt also am Tisch was ungeplant dazwischen, ist grundsätzlich alles so vorgesorgt, dass ich einem Kind ein anderweitiges Bedürfnis befriedigen kann, ohne dass alle anderen das Gefühl haben, sie müssten warten.
Die Kerze darf immer eines der Kinder anzünden. Die Kinder füllen sich selbst auf und ein - mithilfe von kindgerechtem Auffüll-Material, welches eigentlich als Spielzeug für Kinderküchen bestimmt war. Jeder isst nur das, was er mag oder mal probieren möchte und auch nur so viel, wie er mag. Selbstbestimmt!
Es gibt hier keinen "Probierklecks" oder die Aussage "Ach komm, probie einmal, ist bestimmt lecker!". Das Kind entscheidet ganz alleine, was es in seinen Körper einführen will und was nicht. Ist es dir wichtig, dass dein Kind neue Dinge ausprobiert, kann ich dir ein kleines ProbierTELLERCHEN empfehlen. Ein Kinderteller aus der Puppenküche oder eine Untertasse neben dem eigenen Tellerchen verhindert, dass das ungeliebte Lebensmittel die leckeren Speisen auf dem Hauptteller "kontaminiert".
Die strukturierte Vorbereitung der Mahlzeiten ermöglicht mir, dass ich ruhig und besonnen am Tisch sitzen kann. Gemeinsam mit den Kindern. Das, was die Kinder am „Tisch hält“ ist hier definitiv die gemütliche Atmosphäre UND die gemeinsamen Gespräche und der enge Augenkontakt zu mir. Die Vergegenwärtigung dessen, dass das Essen für Kinder eine rundum sinnliche Erfahrung sein soll, gibt mir innere Ruhe, ein matschiges Durcheinander am Tisch gelassen zu nehmen. Wie sagte eine Freundin mal zu mir?
„ Ich glänze lieber
mit guter Laune, als mit einer sauberen Küche!“
Und mal Hand aufs
Herz: die meisten Essensflecke auf Tisch und Boden sind ratzfatz
weggewischt.Das auch gerne gemeinsam mit Deinem Kind / Deinen Kindern: ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben und es anzupacken trägt ebenso intensiv zu einer gesunden Eltern-Kind-Beziehung bei.