Tränen
in der Fremdbetreuung
Viele Mamas berichten im Netz
über Kitastart. Immer wieder lese und höre ich von Tränen in der
Krippe oder bei der Tagesmutter. Es wird von Trennungsschmerz oder
Entlastungsweinen berichtet.
Meine Erfahrung zeigt: jedes Kind, jede Mama, jede Willkommenszeit (alias Eingewöhnung) in meiner Tagespflege ist ganz individuell, Trennungsschmerz und Mama-Sehnsucht dürfen sein, Tränen beim Abschied dürfen sein, Quengeln bei Müdigkeit darf sein, Entlastung schaffen durchs Weinen bei Ankunft der Mama darf auch sein - ABER eines ist für mich unumstößlich fundamental - es muss ein Trend in Richtung Besserung erkennbar sein!
Eines meiner Tageskinder hat beispielsweise erst beim Abschied geweint beim, in Folge nur noch kurz gemeckert - mit ein paar Schritten dazwischen - bishin zu der wundervollen Entwicklung, dass es mir mittlerweile jeden Morgen in die Arme läuft.
Augen
zu und durch, noch eine Weile aushalten - sind für mich ein NoGo!
Warum? Weil das Kind dann offenbar
nicht die nötige Bindung zu mir aufgebaut hat. Die Gründe dafür
können vielschichtig sein. Diese sichere Bindung zur
Betreuungsperson ist aber existenziell notwendig für das Kleinkind,
um Vertrauen zu fassen und sich fallen zu lassen. Sich trösten zu
lassen. Sich beruhigen zu lassen.
Ist
keine Besserung in Sicht? Nochmal auf Null. Zurück zu Schritt eins!
Mama
bleibt dabei, bis sich die Situation entspannt.
Dazu
stehe ich und ich würde auch nie mehr anders arbeiten wollen. Es
gibt sicherlich Einrichtungen oder auch Eltern die dies aus diversen
Gründen nicht umsetzen können oder wollen.
Ein kleiner Tipp für
Eltern & Betreuungsperson:
Nutzt die Zeit bis zum Start der
Eingewöhnung. Bei mir gibt es jetzt neu die Möglichkeit, einmal im
Monat für eine Stunde Schnuppern zu kommen. Die aktuelle
Eingewöhnung verläuft dadurch gerade sehr entspannt und vertraut.
Entlastungsweinen
bei Ankunft der Eltern
Dass Weinen im Körper
Stress abbaut, wollte ich Dir hier ursprünglich vermitteln. Dass
Tränen Stresshormone enthalten und somit durchs Weinen ausgeschwemmt
werden. Dass es Kinder auch biologisch gesehen entlastet, wenn sie
ihrem Unmut einmal so richtig Laut machen konnten. Dass das Weinen
etwas im körperlichen Hormonstoffwechsel verändert - hin zum Abbau
von Stresshormonen.
Da ich aber bei meiner Recherche Einiges von
gegenteiligen Studien im worldwideweb gefunden habe, wage ich es nun
nicht, dieses Thema wissenschaftlich anzugehen.
Deshalb
liest Du im Folgenden dann nur
meine Meinung aus meiner persönlichen Erfahrung aus der Arbeit mit
Eltern und Kindern:
Wenn ein Tageskind weint,
sobald es seine Mama zum Abholen an der Tür oder am Gartentor sieht,
dann gibt es mir impulsartig ein schlechtes Gefühl. Für mich
persönlich habe ich dann meinen Anspruch an mich nicht erfüllt:
nämlich dem Tageskind eine verlässliche Vertrauensperson zu sein,
welche es über den Tag hinweg in seinen Bedürfnissen und Emotionen
begleitet. Es gibt mir das Gefühl, für das Kind belastende
Situationen versäumt, Stressfaktoren übersehen zu haben.
Offenbar
habe ich das Tageskind dann nicht so aufgefangen oder Emotionen
begleitet, wie es das Kind gebraucht hätte. Somit „erzählt“ es
all diesen Stressstau jetzt seiner Mama, beim Abholen. Um sich
gemeinsam mit seiner engsten Bezugsperson zu entlasten.
Erlebt
habe ich dieses Entlastungsweinen bisher nur zwei Mal - einmal bei
einem sehr jungen Tageskind nach einem der ersten Trennungsversuche
und zweitens selbst als Mama bei meinem Mittleren nach einem
Vormittag im Kindergarten.
Beide Situationen empfand ich als
ausgesprochen unangenehm, da sie eine Art Ohnmacht mit sich
brachten.
Weint
Dein Kind beim Abholen?
Weint Dein Kind beim
Abholen von der Fremdbetreuung? Dann atme tief ein und lasse Dich
voll drauf ein! Schließ Dein Kind in die Arme und blende wenn
möglich alles um euch herum aus. Betreuungspersonen können warten.
Ein Bericht über den Tag kann (zunächst) warten. Sei ganz und gar
in Beziehung mit deinem Kind, begleite sein Weinen und spende Trost.
Nicht mehr, nicht weniger. Für diesen Moment!
Anschließend
sollte selbstverständlich geklärt und reflektiert werden, was die
Ursache sein kann.
Gab es ein besonderes Ereignis? Schon morgens
im Elternhaus, beim morgendlichen Abschied von dem Elternteil oder
während der Betreuung? Letzteres sollte bei der Betreuungsperson
angesprochen und gemeinsam mit dieser besprochen
werden.
Grundsätzlich leisten die Kinder während eines (langen)
Tages in einer Fremdbetreuung einiges: sie kooperieren, passen sich
an oder tun Dinge, die sie nicht unbedingt tun wollen. Sie durchleben
Konflikte mit Gleichaltrigen genauso wie sie ganz viele Eindrücke
verarbeiten und sich Wissen aneignen. Die kognitive wie emotionale
Leistung des Gehirns und des Körpers laufen auf Hochtouren. Das ist
anstrengend! Da kann sich Stress aufbauen und in unglücklichen
Situationen kann eine Betreuungsperson diesen Stress beim Kind nicht
minimieren oder gar abbauen. Die Gründe dafür sind - wie das
Individuum Mensch auch - vielschichtig.
Wenn
bei mir Kinder im Alltag Emotionen zeigen - wenn sie wütend werden,
wenn sie ganz deutlich etwas verweigern, wenn sie lautstark (oder
leise) weinen - wenn sie sich all das trauen, zu zeigen - die pure
Emotion - dann macht mich das GLÜCKLICH!
Denn dann weiß ich: die Kinder
vertrauen mir ihr Innerstes an - ihre Gefühle! Damit geben die
Kinder mir die Chance, sie aufzufangen, sie zu trösten und gemeinsam
Strategien zu entwickeln, Gefühle zu erkennen und zu verarbeiten.
Somit auch Stress zu vermeiden oder noch in der Situation
abzubauen.
Wenn ein Kind also immer mal wieder weint, dann zu
mir kommt oder ich zu ihm und wir gemeinsam den Schmerz da sein
lassen und verarbeiten, dann gehe ich ins Gespräch mit den Eltern -
und zwar, weil ich es begrüße, dass das Kind mir gegenüber
Emotionen zeigt.
Was
ist, wenn es nicht klappt, mit der Fremdbetreuung?
Musste
ich schonmal Eingewöhnungen abbrechen? Ja, das musste ich. Besser
gesagt, war es in beiden Fällen so, dass man sich gemeinsam mit den
Eltern einvernehmlich darauf einigte, die Betreuung durch mich
abzubrechen.
.
Das erste Mal hatte ich gerade meine Tochter
geboren. Ich startete 6 Wochen nach der Geburt mit der Betreuung -
mit der Unterstützung meines Mannes, welcher durch die #elternzeit
12 Monate zuhause blieb. Im Nachhinhein weiß ich: ich war nicht
frei. Ich befand mich genau genommen ja fast noch im Wochenbett und
war innerlich und emotional darauf eingestellt, eine Bindung zu
meinem eigenen Baby aufzubauen. Mag sein, dass noch Faktoren dazu
kamen, die das Tageskind mit sich brachte, aber in jedem Fall konnte
ich dem fremden Kind in der ersten Zeit nicht das geben, was es
gebraucht hätte - durch meine eigene erneute Mutterschaft.
Das
zweite Mal ist nicht sehr lange her, hier auf Fehmarn . Beim ersten
Versuch im Frühjahr diesen Jahres war keinerlei Trennung möglich,
das Tageskind wehrte sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen
und Füßen und ich war nicht bereit, ebenso wenig wie die liebe
Mama, den Willen des Kindes zu brechen - den es uns ganz unverblümt
mitteilte. So verschoben wir die Eingewöhnung um 5 Monate. Und
wechselten auch die Bezugsperson, die das Kind hier her begleitete.
Doch auch mit dem Papa waren die ersten Trennungsversuche alles
andere als vielversprechend, sodass wir uns nach langem Abwägen
gegen die Fremdbetreuung durch mich entschieden. Soll ich Dir was
sagen? Manchmal scheitert man. Manchmal passt es einfach nicht.
Manchmal ist es einfach zu früh oder eine außerhäusige Betreuung
mag nicht möglich sein, bevor das Kind 3 oder 4 ist. Das ist ok! Und
es ist wundervoll und wertvoll, wenn Du, wenn Deine Tagesmutter,
Deine Erzieherin das erkennen und annehmen kann. Ohne Selbstzweifel.
Einfach nur, weil es aus den vielschichtigsten Gründen, welche man
vermutlich nicht mal benennen kann, nicht passt, nicht klappt.
Hör
auf Dein Herz, auf Deinen Bauch - und Du findest eine Lösung,
versprochen!